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Kuchen für Gerhard

„Kuchen für Gerhard“ ist eine Reise durch Fiktion und Geschichte, Kunst und Archiv, Kuchenessen und Stop-Motion-Film.
In Zusammenarbeit mit dem Georg-Herwegh-Gymnasium entstanden der Titel des Projekts und die Auseinandersetzung mit der künstlerischen Strategie „Essen als kulturelle Praxis des Erinnerns“. 16 Schüler:innen arbeiteten zur Geschichte des Eichborndamms und waren an der Entwicklung von Szenografie, Figurengestaltung und Animation für insgesamt 4 Stop-Motion-Kurzfilme beteiligt.

Im Austausch zwischen Drehbuchentwurf und dem Entstehen von Figuren aus Modelliermasse realisierte sich der Cast:
4 „Zeitreisende“, die symbolisch für Täter:innenprofile im Nationalsozialismus stehen; drei Personen, die gemeinsam mit einem Rucksack als Stellvertreter für die Schüler:innenschaft des Georg-Herwegh-Gymnasiums als Anwält:innen der Verfolgten auftreten; Gerhards Eltern und Gerhard selber in Form eines Sterns. Außerdem treten ein immer präsenter Vierbeiner und eine alte Dame auf. Eine Bürgermeisterfigur ist Gastgeber dieser Kaffeetafel. Ein weiterer Protagonist ist der titelgebende Kuchen, in dessen Innerem sich Rückblenden abspielen. Das Kuchenmodell wurde in Originalgröße aus Styropor und Moosgummi gebaut, ausserdem als miniaturisiertes Knetgummimodell. 

Die meisten Sequenzen wurden in Animationsboxen produziert, so eine „Demonstration“, ein „Kinderzimmer“, und Close-Ups von Einzelfiguren sowie die Geburt von Gerhard. Während der Produktion entstanden aber auch kurze Videosequenzen, die neben Fotos vom Originalschauplatz Eichborndamm Einzug in die Kurzfilme gehalten haben.

Kuchen für Gerhard Teil 1
Kuchen für Gerhard Teil 2
Kuchen für Gerhard Teil 3
Kuchen für Gerhard Teil 4

Das Projekt „Kuchen für Gerhard“ wurde ermöglicht mit Unterstützung des Bezirksamtes Reinickendorf, Abteilung Bildung, Sport, Kultur und Facility Management, Fachbereich Kunst und Geschichte im Rahmen des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung. Wir danken dem Georg-Herwegh-Gymnasium, besonders Herrn Toll und Frau Hagen für ihr grosses Engagement!

Georg-Herwegh-Gymnasium:
Gerhard V.

Kuchenessen als kulturelle Praxis des Erinnerns
Der WP Kurs Geschichte 22/23 des Georg-Herwegh-Gymnasiums hat im Herbst 2022 die Patenschaft für Gerhard V. übernommen, der 1941 in die ehemalige Städtische Nervenklinik für Kinder zwangseingewiesen wurde und am 3. Dezember desselben Jahres dort verstarb.

Die Idee für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Essen als Praxis der Erinnerung“ ist u.a. aus der Tradition des Kuchenbackens und -Verkaufens an der Schule entstanden. Nach einem ersten Besuch am Gedenkort Eichborndamm diskutierten die Schüler:innen, die Lehrerin und Karen Scheper über mögliche Projektideen.
Das Reichen und Essen von Kuchen als Bestandteil eines klassischen Leichenschmauses blickt auf eine lange Tradition zurück. Wir fragten uns, ob der Verzehr von speziell für Gerhard entworfenen Kuchen nicht eine spezifische Erlebnisform des Erinnerns darstellen könne.

Mit drei ersten selbst entwickelten Kuchen und der Einladung zum gemeinsamen Verzehr als Akt des Erinnerns an ihr Patenkind stellten die Jugendlichen ihr Projekt bei der Gedenkfeier für die Kinder vom Eichborndamm am 18. November 2022 der Öffentlichkeit vor. Im Jahr 2023 wollen die 17 Schüler:innen aus diesem Pilotprojekt ein Jahresprojekt entwickeln.

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